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28.03. 2024
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Mit dem Fall der Berliner Mauer verschwanden nach und nach auch die farbenfrohen Graffiti, die einst die Westseite des etwa 160 Kilometer langen Bauwerks schmückten. Während einer Geschäftsreise nach Westberlin nimmt Wissenschaftler und Fotograf Piet Joehnk Fotos dieser Kunstwerke auf. Seine Bilder sind ab sofort und bis Ende des Jahres unter dem Titel MAUER-POWER: DIE RÜCKSEITE DER MAUER WAR BUNT! in der Cafeteria der Gedenkstätte Bautzener Straße zu sehen.

Westberlin, April 1986: Eher zufällig treibt es den jungen Fotografen Piet Joehnk beim Spaziergang durch die Kälte an die Berliner Mauer. Was er dort entdeckt, ist zu dem Zeitpunkt ein noch ungewöhnlicher Anblick. Bunte Graffitis, kesse Sprüche und Szenen – moderne Street-Art, die hier die andere Seite des „antifaschistischen Schutzwalls“ ziert. Der damals 34-Jährige zückt seine Kamera. Es entstehen Aufnahmen, deren Bildinhalte später repräsentativ für die künstlerisch-konfrontative Beschäftigung mit der Mauer sein werden. Auch Werke des bedeutenden, französischen Mauerkünstlers Christophe-Emmanuel Bouchet, der von 1980 an in Berlin lebte, sind auf Joehnks Fotos zu sehen. Er läuft weiter, viele Kilometer entlang der Mauer, der Farbfilm seiner Kamera füllt sich. Nicht nur künstlerische, auch politische, und wie er sagt, menschliche Botschaften ziehen ihn in den Bann. Als er fertig ist, hält er ein Stück Zeitgeschichte in den Händen. Eins, für das sich erstmal keiner so wirklich interessierte. Selbst der Künstler nicht. Stattdessen landeten die Fotografien in seinem Archiv und werden erst 20 Jahre später wieder herausgekramt. Eine Bereicherung, wie Joehnk findet, denn gerade solche Zeitdokumente trieben den Diskurs an. Vor allem Jugendliche, die keinen persönlichen Bezug zur Mauer und ihrer Geschichte haben, fänden so einen visuellen Einstieg in das, was damals war.

„Mauer-Power“, das sind fotografische Überbleibsel deutsch-deutscher Vergangenheit. In einer Bildreihe verewigt und für die Nachwelt erhalten, zeugen sie von Menschen, die den bedrückenden Wall in allen Farben erstrahlen ließen. Ihre Kunst ist längst verschwunden, die Mauer Geschichte. Nur Joehnks Fotografien lassen sie weiterleben.

Der Eintritt ist frei.