Doron Schleifer (Basel) – Gesang (Sopranus, Altus) und Corina Marti (Basel) – Clavisimbalum, Blockflöten
Verborgen und nicht beachtet von der christlichen Mehrheitsgesellschaft vollzogen die Musiker an den Synagogen des späten Mittelalters und der Renaissance dort, wo sie zumindest toleriert wurden, die Entwicklungen der christlichen Kunstmusik auf ihre Weise nach.
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Italienische polyphone Musik des vierzehnten Jahrhunderts wurde mit einem „schillernden Meteor“ verglichen der plötzlich vor einem dunklen Hintergrund in Flammen aufging und dessen Feuerwerk genauso plötzlich verschwand. Auf Grund der erhaltenen Musik erweist sich das republikanische Florenz als eine der wichtigsten Städte im mittelalterlichen Italien, das Mitte des 14. Jahrhunderts an Bedeutung gewann – mit seinem ganz eigenen Musik- und Textstil (Boccaccio, Soldanieri u.a.) in den Kompositionen von Francesco Landini, Gherardello da Firenze, Don Paolo da Firenze, Laurentius da Firenze und Jacopo da Bologna, um nur einige zu nennen.
In diesem Programm möchten wir die Dichotomie zwischen den beiden verschiedenen – aber immer noch verbundenen – Welten präsentieren: jene der vielen jüdischen Musiker und Tanzmeister, die zu dieser Zeit in Italien lebten. Neben der aufwändigen polyphonen Musik und den auffälligen Tänzen, die sie spielten, sangen, tanzten und unterrichteten, hatten sie auch eine parallele Musikwelt – die der Synagoge und ihrer besonderen Musik, mit einigen der schönsten Piyutim, von Achot Ketanah für die Hohen Feiertage bis Maoz Tzur für Chanukka, die wir in Italien finden können, wobei jedes von ihnen eine eigene italienische Version hat, denn einige dieser Melodien finden wir auch in der weltlichen Musik der gleichen Ära.
“I’ mi son un che per le frasche andando, Vo’ pur cercando dilettosi fiori, per far girlanda a mi de novi odori”. (Ich bin einer, der auf dem Land wandert und immer auf der Suche nach herrlichen Blumen ist, mit denen man Girlanden aus neuen Düften machen kann.)
Doron Schleifer, Countertenor, sang bereits im Alter von fünf Jahren als Solist in der Synagoge des Hebrew Union College, Jerusalem, wo sein Vater, Eliyahu Schleifer, als Kantor tätig war. Er absolvierte an der Schola Cantorum Basiliensis sein Masterstudium.Doron tritt regelmässig als Solist und Ensemblesänger mit Ensembles wie La Morra, La Cetra und Profeti della Quinta auf. Er unterrichtete im Early Music Village (Nagano, Japan).Dorons Tätigkeit als Sänger wird ergänzt durch seine Arbeit als Dirigent und Leiter des Basler Synagogenchors. Der Chor der Basler Hauptsynagoge blickt auf eine über 80jährige Geschichte zurück, die als einzige in Europa nicht durch den Holocaust unterbrochen wurde.
Corina Marti ist als Cembalistin und Blockflötistin international bekannt für ihre „ausgesprochen hochstehenden“ und „expressiven“ Interpretationen (Toccata) sowie ihre „makellose“ Technik (Diapason).Ihre umfangreiche Diskographie reicht von Istanpitten und Intavolierungen des 14. Jh. bis zu Kammermusik sowie solistischem Repertoire des Hochbarock und darüber hinaus, was die enorme Bandbreite ihres musikalischen Interesses widerspiegelt.Als Solistin und Kammermusikerin ist sie in ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie dem Nahen und Fernen Osten unterwegs. Sie konzertierte mit zahlreichen namhaften Ensembles und Orchestern im Bereich der Alten Musik, darunter Hespèrion XXI, Coro della Radio-televisione Svizzera Italiana und Helsinki Baroque Orchestra und ist Gründungsmitglied sowie Co-Director des preisgekrönten Ensembles für spätmittelalterliche und früh-Renaissance-Musik LaMorra, dessen „unfehlbares Talent, die Aufmerksamkeit des Publikums wachzuhalten“ (Gramophone) international für Furore sorgte.Ihre Forschungsarbeit zu Aspekten des Repertoires und der Rekonstruktion von spätmittelalterlichen und frühen Renaissance-Instrumenten (Tasteninstrumente und Flöten) hat zur Wiederbelebung dieser Instrumente entscheidend beigetragen. Sie bemüht sich auch entschieden um die Ausbildung der nächsten Generation an Künstlern im Bereich der Alten Musik im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit an der Schola Cantorum Basiliensis und als Dozentin bei weltweit stattfindenden Masterclasses.