Veranstaltungen Dresden heute - Empfehlungen

15.06. 2025
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  • Deutschen Hygiene-Museum Dresden (c) David Brandt
  • Der Gläserne Mensch (c) Jörg Gläscher
  • Kinder-Museum Foto Oliver Killig
  • Scheibentorso (c) Karl-Ludwig Oberthür

Lesung / Vortrag / Gespräch

Mitgemacht, Weggeschaut, Zugesehen oder Geholfen? Über Täterschaft und Mitläufertum in der eigenen Familiengeschichte

Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Keine Termine

Podiumsdiskussion im Rahmen der Wanderausstellung „Einige waren Nachbarn“

Die Aufarbeitung der NS-Zeit und des Holocaust in der Geschichtsschreibung und im öffentlichen Gedenken in Deutschland wird weitestgehend als vorbildlich beschrieben. Im Gegensatz dazu wird die private Auseinandersetzung mit Täterschaft (und Mitläufertum) in der eigenen Familiengeschichte bis heute häufig verweigert. Laut der 2020 von der Universität Bielefeld durchgeführten MEMO III-Studie glaubten über 70 % der dort Befragten, dass es in der eigenen Familie während der NS-Zeit keine Täter:innen gegeben habe. Häufig findet sogar eine Täter/Opfer-Umkehr statt und es setzen sich Narrative durch, bei denen sich viele Deutsche selbst als „Opfer“ sehen – als Opfer Hitlers, der Luftkriege und der Vertreibungen.

Wie geht man mit Täterschaft in der Familie um, welche psycho-sozialen Folgen hat diese Auseinandersetzung für den Familienzusammenhang und die folgenden Generationen? Wie bringt man Leute dazu, diese Frage überhaupt zu stellen? Kann die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte auch zur Beantwortung der Frage beitragen, unter welchen Umständen und aus welchen Motiven Menschen zu Tätern und Mitläufern werden?

Teilnehmer:innen:

  • Prof. Dr. Stefan Kühl, Organisationssoziologe, Universität Bielefeld, Autor u. a. von "Ganz normale Organisationen. Zur Soziologie des Holocaust", Suhrkamp Verlag, Berlin 2015, forscht u. a. zu den organisationssoziologischen Voraussetzungen von Täterschaft.
  • Dr. Sabine Moller, Gedächtnisforscherin, Humboldt-Universität zu Berlin, Mitautorin (zus. mit Harald Welzer und Karoline Tschugnall) von "Opa War kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis" (Frankfurt 2002), forscht zu Tradierung und Geschichtsbewusstsein in Schulen, Familienerinnerung, Spielfilmen und Ausstellungen in der NS-Zeit und der DDR an der Humboldt-Universität Berlin.
  • Dr. Jens-Christian Wagner, Historiker, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Er fordert, dass wir die Begrifflichkeit des Erinnerns anders definieren und dass die Erinnerungskultur mehr auf Reflektion gerichtet wird. Er bezeichnet die jetzige Erinnerungskultur als eine Wohlfühlkultur.

Moderation:
Jan Feddersen, Redakteur, taz und Kurator des taz lab und taz TALK

Eintritt: 3,00 Euro/ Ermäßigt: 1,50 Euro/ Mit Museums-Jahreskarte: 1,00 Euro

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