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16.06. 2025
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  • Zentralkino (c) KuKa

Zum Kinostart von „Dem Leben entgegen – Kindertransporte nach Schweden“ ist die Filmemacherin Gülseren Şengezer bei uns zu Gast und spricht im Anschluss über ihren Dokumentarfilm.„Dem Leben entgegen“ berichtet vom Schicksal von vier überlebenden Juden und Jüdinnen, die von ihren Eltern im Dritten Reich mit dem sogenannten Kindertransport allein nach Schweden geschickt wurden, um sie vor dem nationalsozialistischen Terror zu retten – und ein Trauma erlebten. Bis heute leben sie mit dem Gefühl von Verlust, Einsamkeit, Entwurzelung und Schuld. Ihre Eltern haben sie meist nie wieder gesehen. Schweden gab nur 500 jüdischen Kindern Schutz. Eine Geschichte aus der nahen Vergangenheit, ein Zeichen für Hoffnung, das nicht in Vergessenheit geraten darf.
„Man kann den Film durchaus als Parabel sehen: auf das Leid und die Traumata heutiger Flüchtlingskinder. Die Welt ist voll von ihnen. „Dem Leben entgegen“ führt mitten in unsere Gegenwart hinein.“
Ralf Schenk

Der Film zeigt, wie Kinder mit dem Verlust, der Last und den Herausforderungen im Zufluchtsland versuchen, alleine fertig zu werden. Entstanden ist dabei ein Psychogramm der Variationen von Schmerz. Nach rund 80 Jahren erzählen die Überlebenden des Naziterrors einen vernachlässigten Teil der jüdischen Leidensgeschichte. Dies dient nicht nur der politischen Aufklärung, es sind wertvolle autobiographische Zeugnisse der Aufarbeitung des Grauens – von Gezeichneten, die in absehbarer Zeit für immer verstummen.

 Die Regisseurin über ihren FilmAls Kurdin, die nur die ersten sechs Jahre ihres Lebens in ihrer Heimat gelebt hat und anschließend mit der Familie nach Deutschland emigriert ist, haben sich mir seit meiner frühen Jugend Fragen nach Identität, Entwurzelung und Verlust aufgedrängt. Insofern besteht meinerseits eine große Sensibilität für das Thema Kindertransporte und eine tiefe Empathie mit den Gefühlen der Zeitzeugen des Filmes und ihrer Suche nach einer neuen Ordnung in ihrem Leben.Aufgrund meiner eigenen Biographie, in der Verwandte bei Massakern ermordet wurden, und der kurdischen Geschichte insgesamt, hat mich die lange Verfolgung des jüdischen Volkes stets berührt. Abseits der großen historischen Zusammenhänge bin ich immer sehr interessiert, wie sich soziale und politische Verhältnisse auf das Leben einzelner Betroffener auswirken und – wie im Fall meines Filmes – es den jüngsten Überlebenden der NS-Verfolgung gelungen ist, das widerfahrene Unrecht zu verarbeiten. Mit diesem Film begebe mich auch ein Stück weit auf die Suche nach Antworten auf die eigenen brennenden Fragen nach den Folgen der eigenen Unterdrückung und des Ausgegrenztseins.

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