Gegenwärtig haben unterschiedliche Lesarten von NAHE/ NÄHE besondere Bedeutung gewonnen. Mit zunehmender Dauer von Abstandsgeboten wuchsen einerseits Sehnsüchte nach unbeschränkter menschlicher Nähe. Andererseits sind wir in Fragen der Klimaveränderung oder des Artensterbens offenbar nahe bei der Unvermeidbarkeit von ultimativen Katastrophen. Kurz vor unserem Abgrund? Welche Distanz, welchen Raum, welche Ferne braucht es für das Leben und Erleben von Nähe oder das Vermeiden zu großer Nähe? Als Single, als Familie, als Gruppe. Sozial genannte virtuelle Plattformen - man kann sie sowohl als Derivate als auch als Surrogate von Nähe erleben. Approximation als ewige mathematische Annäherung, denken wir dazu das Gegenteil! Was wäre die größtmögliche Distanz, räumlich, geistig, spirituell, ... die wir uns noch vorstellen oder nicht mehr vorstellen können?
Auch Kunst ist Teil der Diskussion. Ihre Rückkehr auf Bühnen und Plattformen wird von vielen Menschen, Akteuren wie Interessierten, herbeigesehnt. Ihre Fragen, Vorschläge, Ideen zu Problemfeldern fehlten in den letzten Monaten oftmals. Aber als Teil der Probleme werden Beiträge von Institutionen und Ritualen des Kunstsystems zu Klimawandel und Diversitätsverlust diskutiert. Bleiben wir im Wechselspiel: Wie NAHE bei sind Freiheiten oder Gefährdungen? Der politische Diskurs betont
aktuell das Gemeinschaftliche von Herausforderungen. Der Begriff Solidarität anstelle eines egozentrischen Individualismus fand und findet wieder stärker Verwendung. Gleichzeitig gab es auch die Ablehnung der als sozial apostrophierten Distanz. Verschwörungsmythen schaffen zum Teil überraschende Nähen zwischen denen, die sie teilen. So wundert es nicht, dass es oftmals dieselben Personen und Milieus sind, die Corona, menschengemachten Klimawandel, Artensterben leugnen.
Kunst, Künstler*innen machen Anmerkungen zu nahen oder aktuellen klimatischen Veränderungen. Wie nahe können sich Künstler*innen mit Kunst und Kunstwerken an gesellschaftliche Probleme, Fragestellungen begeben? Wie nahe kommen Besucher*innen künstlerischen Artefakten und wie kommen sie ihnen nahe? Wir laden in Ausstellung und Programm zu Betrachtungen und Diskursen zu Nähe und Ferne ein.
kuratiert von Denise Ackermann und Frank Eckhardt
Vernissage Do 14.10.2021 ‣ 20 Uhr
Ausstellungsdauer 14.10.2021 – 6.3.2021
Öffnungszeiten Mi, Do & Fr 15 – 19 Uhr, Sa & So 14 – 18 Uhr
Eintritt 4/3 €, Freitag Eintritt frei