Am zweiten Abend der Reihe 1923|2023 – Gesellschaft im Zeitalter der Krisen blicken wir auf die Wirtschaft in den beiden Krisenjahren. Die Hyperinflation von 1923 stürzte Millionen Menschen ins Elend. Seither sitzt unsere Angst vor Inflation tief. Was ist heute anders, und was können wir aus der Wirtschaftskrise von 1923 lernen?
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Kerstin Bernoth, Expertin für Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Prof. Dr. Sebastian Teupe, Wirtschaftshistoriker und Autor „Zeit des Geldes. Die deutsche Inflation zwischen 1914 und 1923“, Moderation: Oliver Reinhard, Journalist
1923 war ein spannungsgeladenes Krisenjahr, in dem die Geldentwertung schwindelerregende Ausmaße annahm und das politische System vor dem Kollaps stand. Geführt von einer schwachen Regierung durchlebten die Menschen eine „blutarme Elendszeit“ (Hans Fallada), in der notleidende Millionär:innen irgendwie versuchten, über die Runden zu kommen, in der Gewalt und Antisemitismus ungeheure Ausmaße annahmen und der gesellschaftliche Zusammenhalt mehr und mehr verlorenging. Das Jahr 1923 war eine Zerreißprobe für die Demokratie – die jedoch in diesem traumatischen Jahr zugleich eine bemerkenswerte Überlebensfähigkeit bewies.
Wie bedeutsam ist dieses Jahr für die deutsche Geschichte, und welche Parallelen lassen sich zum Krisenjahr 2023 ziehen? In unserer diesjährigen Reihe mit der Friedrich-Ebert-Stiftung nehmen wir gemeinsam mit Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen das gesellschaftliche Erleben beider Krisenjahre literarisch und diskursiv in den Blick und fragen: Wie machen wir unsere Gesellschaft krisenfest?