Elbgespräche auf dem THEATERKAHN #27 moderiert von Dipl.-Ing. Karl-Heinz Kloppisch

Moritz und der Kaiser
Weltgeschichte vor 500 Jahren im Dresdner Residenzschloss

Mit Prof. Dr. Dirk Syndram
ehem. Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer, ehem. Stellv. Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Das Leben eines der bedeutendsten Fürsten aus der albertinischen Linie der wettinischen Herzöge ist mehr als geeignet für eine spannende Netflix-Serie. Machtspiele und Kriegszüge prägten sein Leben. 1521 in Freiberg geboren, als erster Sohn des nicht regierenden Herzogs Heinrich des Frommen, schien die Tätigkeit eines Landedelmanns seine Zukunft zu sein – aber schon mit Zwanzig wurde Moritz Herzog von Sachsen. Nachdem er als lutherischer Prinz im Schmalkaldischen Krieg an der Seite Karl V. bei Mühlberg 1547 seinen Vetter Johann Friedrich I. besiegt hatte, erhob ihn der katholische Kaiser 1548 zu einem der sieben Kurfürsten, die Lutherischen sollte Moritz anführen. Sowohl das Gewand, dass er wohl anlässlich der für Sachsen so bedeutsamen Zeremonie getragen hat, als auch das Kurschwert haben sich im Dresdner Residenzschloss erhalten.

Mit Karl V. verband ihn eine enge Beziehung und zugleich eine von politischem Taktieren und religiöser Auseinandersetzung geprägte Konkurrenz. Dramatisch wurde erstere, als Moritz 1552 einen Fürstenaufstand organisierte, der Karls V. Position so stark schädigte, dass er aus Innsbruck fliehen und abdanken musste. Moritz, der im Namen des Römischen Reiches die Reichsacht gegen einen seiner eigenen Mitstreiter vollzog, wurde 1553 in der Schlacht tödlich verwundet. Dessen Vermächtnis und Würde als Kurfürst trug jedoch sein Bruder August nachhaltig weiter. Moritz‘ Leben hat sich für diese fast 500 Jahre zurückliegende Epoche in Sachzeugnissen erstaunlich gut und eindrucksvoll erhalten, wie dieser Vortrag zeigen soll.