Eine Visite. / nach dem Roman von Thomas Mann / in einer Spielfassung von Stefan Bachmann und Carmen Wolfram
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„Die müssen im Winter ihre Leichen per Bobschlitten herunterbefördern, weil dann die Wege nicht fahrbar sind.“ Hans Castorp, der seinen lungenkranken Cousin in Davos besucht, ist schockiert über dessen Zynismus, aber mehr noch über die plötzliche Allgegenwärtigkeit des Todes. Die Zeit scheint still zu stehen hier oben; jedenfalls ticken die Uhren anders. Eine Faszination geht aus von den Routinen des Kurbetriebes, diesem Ausnahmezustand, der es erlaubt, sich mit Dingen zu beschäftigen, die im Alltag keine Rolle zu spielen scheinen: Grundfragen des Seins, vage Diagnosen und die Skepsis, ob die medizinischen Maßnahmen, die in der Klinik getroffen werden, sinnvoll sind oder reine Geldschneiderei. Aus den drei Wochen, die Hans bleiben wollte, werden Jahre. Jahre, in denen sich in Europa etwas zusammenbraut, das alles verändern wird – etwas, das die dort oben, deren Aufmerksamkeit der Krankheit gilt, jedoch nicht wahrnehmen.
Thomas Mann veröffentlichte DER ZAUBERBERG, mit dessen Niederschrift er bereits 1913 begonnen hatte, 1924 – sechs Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs.
Hans Castorps Geschichte wird in dieser Spielzeit – als eine Art Leitmotiv – mehrfach auftauchen: Als Eröffnungsinszenierung im Schauspielhaus in der Regie von Hausregisseurin Daniela Löffner, in ZAUBERBERG. EIN LIFE GAME*, der interaktiven Online-Inszenierung von Monique Hamelmann und Philipp Grimm, und in einer Sonderausgabe von DAS NEUE WUNSCHKONZERT unter der Leitung von Thomas Eisen.
*ArbeitstitelQuelle: www.staatsschauspiel-dresden.de