Lesung / Vortrag / Gespräch
Erschöpfung, Depression, Burn-out Expert:innen-Diskussion: Kann man an der Gesellschaft erkranken?
Do | Deutsches Hygiene-Museum Dresden-
In der Wahrnehmung vieler ist Erschöpfung die Signatur unserer Gegenwart. Depressionen und psychische Erkrankungen scheinen auf dem Vormarsch. Theorien über die „Burn-out-Gesellschaft“ genießen hohe Plausibilität. Die Auslöser werden gesucht in gesellschaftlichen Phänomenen wie der Überforderung durch Krisen und Kriege, in der Beschleunigung durch Medien, Technik, einer entgrenzten Arbeitswelt oder modernen Lebensstilen, die vom Einzelnen Eigeninitiative, Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung verlangen, ohne dass es jemals genug wäre. Aber kann man tatsächlich an der Gesellschaft erkranken? Wie lässt sich feststellen, welche Spuren die Gegenwart in unserer Psyche hinterlässt? Nehmen psychische Erkrankungen tatsächlich zu und welche gesellschaftlichen Gruppen sind besonders betroffen?
Mit:
- Prof. Dr. Georg Schomerus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uni Leipzig. Er forscht zu sozialen Risikofaktoren für psychische Erkrankungen und wie sich gesellschaftlicher Haltungen, z. B. Stigmatisierungen, auf psychische Erkrankungen auswirken.
- Dr. Anna-Katherina Schaffner, Kulturwissenschaftlerin und Coachin für Burn-out-Prävention, Kent (GB). Sie hat zur Kulturgeschichte der Erschöpfung geforscht. In ihrem Buch Erschöpfung: Eine Geschichte (Exhaustion: A History) untersucht sie, wie sich Vorstellungen von Müdigkeit, Leistung und Regeneration im Lauf der Jahrhunderte gewandelt haben.
- Olivier David, Autor, Journalist und Erfahrungsexperte, Hamburg, zeigt in seinem autobiografischen Sachbuch Keine Aufstiegsgeschichte. Warum Armut psychisch krank macht, dass in den gegenwärtigen Debatten um Erschöpfung und Burn-out Armut als Stressfaktor und mentale Belastung oft zu kurz kommen.
Die Veranstaltung findet statt im Begleitprogramm der Ausstellung zu mentaler Gesundheit "Wie geht's?" (7. März 2026 bis 7. April 2027 im Deutschen Hygiene-Museum).
Quelle: Hygiene-Museum