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Alles auf Anfang? Mitnichten. Denn dazu sind die vier Dekaden Rockhaus zu reich an Erfahrungen, zu opulent an bleibenden Songs, zu viel an Berg- und Talfahrten. Aber es schließt sich ein Kreis. Schon lange nicht mehr klangen Rockhaus so rough und rockig wie auf „TEMPOZOO“, ihrem neunten Studioalbum. Jeder Ton darauf macht deutlich, dass diese Band weder Best of- oder Jubiläums-Sampler nötig hat, noch auf den Unplugged-Zug aufspringen muss. Denn wenn es etwas gibt, was sich wie ein roter Faden durch ihre langjährige und vielseitige Laufband zieht, dann ist es das Vermeiden von Stillstand und das Aussparen von Wiederholungen. Stets ist ihr Blick nach vorn gerichtet. Willkommen in der Schnittmenge aus schmissigen Hooks und emotionaler Tiefe. Bei einer Band, die sich die Energie und Leidenschaft der Anfangsjahre bewahrt hat und nun mit den Möglichkeiten gestandener Musiker koppelt. Zurück in die Zukunft. 40 Jahre Rockhaus sind eine Achterbahnfahrt durch Höhen und Tiefen. Der tragischste Moment: der viel zu frühe Tod ihres langjährigen Keyboarders Carsten „Beathoven“ Mohren im Januar 20217. Schnell war klar, dass sich Beathoven nicht ersetzen lässt. „Tempozoo“ kommt nun auch fast ohne Keyboards daher. Trotzdem ist der Einfluss Carsten Mohrens noch immer spürbar: Vor allem im mehr denn je zusammengerückten Bandgefüge und nicht zuletzt in den nahbaren Texten des aktuellen Albums. Wenn es um Verlust, Schmerz und Loslassen geht. Dass das Leben im Hamsterrad keine Option sein sollte. Dass es Scheiße ist, allein zu sein, wenn man mit dem Schicksal hadert. Dass die Technik uns am Haken hat. Und es gibt keine Liebeslieder. Doch in jeder Realitätsbeschreibung schwingt auch Optimismus mit. Rockhaus liefern mit „Tempozoo“ den derzeit groovigsten Aufruf, mal nicht vernetzt sein zu müssen. Dem Leben auch wieder analoge Seiten abzugewinnen.
Kleinkunstbühne Q24