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In „Wait To Be Seated“ begegnen sich zwei feministische Kollektive aus Bangalore und Berlin, um die Gesetze der Gastfreundschaft zu untersuchen. Das diplomatische Protokoll – seine peinliche Berücksichtigung wie auch gezielte Übertretung – dient als Vorlage für einen Austausch, bei dem wir gegenseitig zu Gastgeberin oder Gast werden und damit gleichzeitig zur Herausforderung, zur Verheißung und zur Bürde.
„Atithi Devobhava“ bedeutet „Der Gast gleicht einem Gott“ und wird in Indien häufig gesagt. „Die Tür ist offen, lieber Gast, tritt ein“, ist in der indischen Region Karnataka ein berühmter Satz. Auf Deutsch fällt uns kein vergleichbar einladendes Sprichwort ein. Jenseits solcher großen Gesten existiert insbesondere im diplomatischen und transnationalen Kontext ein engmaschiges Netz von Regeln und Codes, in dem sich Gastgeber*innen oder Gäste leicht verheddern. Nirgendwo sind diese Regeln umfassend niedergeschrieben, sie sind widersprüchlich und ändern sich je nach Person, Ort, Zeit und Kontext. Und trotzdem: Eine gute Gastgeberin wird gegen keine der Regeln verstoßen! Wen beschützen diese ungeschriebenen Gesetze und wovor? Was bleibt, wenn wir die Förmlichkeit hinter uns lassen? Was wenn Gender, „Race“ und Kolonialgeschichte mit am Tisch sitzen? Was dürfen wir überhaupt voneinander verlangen – und wie sagen wir nein?
„Wait To Be Seated“ entwirft in einem entrückten Nirgendwo einen Parcours der Gastlichkeit mit Esstisch, rotem Teppich und Tanzfläche. She She Pop und Sandbox Collective nähern sich einander von entgegengesetzten Seiten, vorsichtig, aber unerbittlich, treffen sich in der Mitte und öffnen einen neuen Horizont.
Quelle: Hellerau Europäisches Zentrum der Künste
Termine
- 27.03.2026 20:00 HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste
- 28.03.2026 20:00 HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste