-
in einer Spielfassung von Julia Weinreich
„Alles war auf der Flucht, alles war nur vorübergehend, aber wir wussten noch nicht, ob dieser Zustand bis morgen dauern würde oder noch ein paar Wochen oder Jahre oder unser ganzes Leben.“
Es ist das reine Chaos und Marseille sein Schauplatz. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten hat Anna Seghers 1940 ihren berühmten Roman Transit größtenteils dort geschrieben. Wie Seghers selbst versuchen tausende Flüchtlinge, sich vor dem drohenden Zugriff der Nazis, die gerade Frankreich besetzt haben, zu retten und eine Schiffspassage in die Freiheit zu ergattern.
Unter ihnen auch Seidler, ein junger Deutscher, der aus einem Arbeitslager bei Rouen geflohen ist. Zufällig gelangte er an die Papiere eines toten Schriftstellers, dessen Identität er fortan annimmt. In der Hafenstadt verliebt er sich in Marie, die wiederum auf der Suche nach ihrem Mann, einem Schriftsteller namens Weidel, ist und von dem sie durch die Nazis in Paris getrennt wurde.
Es ist der Alptraum des Wartens: Seghers verwandelt hier ein realistisches Szenario in eine klaustrophobische Kafka-Welt und beschreibt mit kristallklarer Sprache den menschenunwürdigen Transitzustand, der aktuell für Millionen von Menschen bittere Realität ist.
Quelle: www.staatsschauspiel-dresden.de